Hormon- und Zykluswissen

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Menstruationsprodukte – ein Überblick

- Autorin: Melanie Dell’Oro

Tampons, Binden, Cup und Co. - jeden Monat wieder, etwa 40 Jahre und 10.000 - 17.000 Produkte im Leben eines menstruierenden Menschen. Erstaunlich (naja, oder auch vielleicht nicht, wie wir schon oft festgestellt haben), dass dies so lange so wenig Thema in unserer Gesellschaft war. Menstruation und Menstruationsprodukte waren immer da, aber niemand hat darüber gesprochen, Tampons kaufen ist für viele noch immer schambehaftet. Zum Glück ändert sich das aktuell stark. Endlich.

Denn es gibt natürlich schon immer menstruierende Menschen. Und ganz sicherlich fanden die das noch nie angenehm, wenn das Blut an den Oberschenkeln herabläuft und die Kleidung einsaut. Man hat herausgefunden, dass ägyptische Frauen* beispielsweise, sich weiche Tampons aus Papyrus drehten. Die griechischen Frauen* haben Stoffstreifen um Holz gewickelt. Aber auch Moos, Wolle, Gras oder Tierfell dienten den Menstruierenden der Menschheitsgeschichte als Menstruationshelfer. Klingt befremdlich? Ist aber noch gar nicht so lange her. Denn die Produktion von Menstruationsprodukten, wie wir sie heute kennen, begann erst im letzten Jahrhundert im großen Stile. Wundert ihr euch echt noch?

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Aber zum Glück haben wir sie jetzt, Tampon, Binde und Co, und in einer größeren Hülle und Fülle als je zuvor. Also lasst uns einen Blick unter die Gürtellinie werfen!

Tampon - “Der Klassiker”

Obwohl Tampons schon immer irgendwie genutzt wurden, wurde erst 1931 das erste Patent für dieses Produkt angemeldet. Ein Tampon ist im Prinzip nichts anderes als ein mehrlagiger Stoffstreifen, der eingedreht und mit einem Überzug in Form gebracht wurde. Bestehen tun unsere heutigen Tampons aus Viskose, Baumwolle, Kunststoff oder einem Mix aus diesen. Eingeführt wird der Tampon mit den Fingern oder einer Einführhilfe direkt in die Vagina, wo er das Blut im Körper aufsaugt. Entfernen kann man ihn mittels eines Rückholfadens. Tampons gibt es in verschiedenen Größen für verschiedene Blutungsstärken. Ein Tampon kann je nach Blutungsstärke mehrere Stunden im Körper bleiben, sollte aber nach 8h gewechselt werden, da sonst das Risiko für TSS (siehe Infokasten) steigt. Und ja, man kann so einen Tampon durchaus auch mal vergessen, dass ist sicherlich einigen von uns schon mal passiert! Tampons werden im Müll entsorgt und dürfen auf gar keinen Fall in der Toilette runtergespült werden. Es sei denn ihr habt kein Problem damit, wenn ein Klempner vor euren Augen einen benutzten Tampon aus dem verstopften Rohr zieht. 

Beim Kauf solltest du darauf achten, Bio-Tampons zu kaufen. Herkömmliche Tampons weisen verschiedene gesundheitsbedenkliche Inhaltsstoffe auf, wie z.B. Weichmacher oder Duftstoffe. Die Vaginalschleimhaut ist ein stark resorbierendes Gewebe und ist lange mit den Produkten in Kontakt.

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TSS - Toxic Shock Syndrom

Mit TSS bezeichnet man eine Vergiftung durch bakterielle Gifte, die schwerwiegende bis tödliche Folgen wie Leber-, Nieren-, oder Multiorganversagen mit sich bringen kann. TSS ist selten, wird aber in Verbindung mit Menstruationsprodukten beobachtet.

Binden - “Die Unkomplizierte”

Im ersten Weltkrieg stellten Krankenschwestern fest, dass die Zelluloseverbände eine stark absorbierende Wirkung haben - warum nicht als Menstruationsprodukt nutzen? In den 1920ern wurden dann erstmals Binden industriell gefertigt. Damals wurden diese noch mit Sicherheitsnadeln, Klammern oder einem Bindengürtel im Slip befestigt. Heute haben die Binden einen Klebestreifen oder klebende Flügel, mit denen sie im Slip angeklebt werden. Die heutigen herkömmlichen Binden haben die gleiche Chemikalienproblematik wie Tampons. Also solltest du auch hier auf Bio-Produkte Wert legen. Meide besonders parfümierte Varianten. Vor allem, wenn du häufiger unter Scheidenpilz leidest, können die Biovarianten (d)eine Lösung sein.

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Wusstest du…,

dass die innerhalb eines Jahres in der DACH-Region verwendeten Menstruationsprodukte Müll für 600.000 gefüllte Badewannen hinterlassen?

Stoffbinde - “Die Nachhaltigere”

Du benutzt gern Binden, aber der Nachhaltigkeitsaspekt lässt dir irgendwie doch keine Ruhe? Dann sind vielleicht Stoffbinden DAS Menstruationsprodukt für dich. Hierbei handelt es sich um Binden, die idealerweise aus Bio-Baumwolle gefertigt sind und aus saugenden und auslaufsicheren Lagen bestehen. Sie werden meist mit Druckknöpfen im Slip befestigt. Es gibt verschiedene Größen für verschiedene Blutungsstärken. Stoffbinden kannst du in den gleichen Situationen tragen, wie normale Binden. Du musst sie unterwegs nur nach dem Wechseln in ein Wet Bag packen, um sie zur heimischen Waschmaschine zu transportieren. 

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Menstruationstasse - “Die Gewöhnungsbedürftige”

Menstruationstassen oder auch -”kappen” sind gar nicht so neuartig, wie du vielleicht annimmst. Ja, die sind erst vor wenigen Jahren prominent auf dem Markt aufgetaucht, aber erste Patente gab es bereits im 19 Jhd. 1937 gab es die erste wiederverwendbare Menstruationskappe aus Latex. Die typischen Cups, wie wir sie kennen - innen glatt, unten mit Stiel -, werden seit Beginn des 21.Jhd aus medizinischem Silikon hergestellt. Das Material des Cups ist so flexibel, dass er gefaltet werden kann. So führt man ihn in die Vagina ein und platziert ihn um den Muttermund. Das Blut wird dann im Cup aufgefangen. Zum Entfernen löst man den leichten Unterdruck, nimmt die Tasse heraus und kippt das Blut in der Toilette aus. Nach dem Abspülen ist der Cup wieder einsatzbereit. Nach der Menstruation kocht man ihn einmal aus. Die Verwendung einer Menstruationstasse braucht ehrlicherweise etwas Übung und erfordert vor allem auch gute Kenntnis über die eigenen anatomischen Gegebenheiten in der Vagina. Dafür lohnt es sich aber, wenn man den Dreh raus hat, da man eine Menstruationstasse jahrelang und -bis auf Geschlechtsverkehr- jederzeit verwenden kann. Zu Beginn kannst du auch zusätzlich eine Stoffeinlage verwenden, damit du dich sicherer fühlst. 

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Menstruationsunterhose - “Die Bequeme”

Menstruationsunterhosen sind super. Sie lassen dich im Prinzip vergessen, dass du deine Tage hast, denn du trägst nichts mehr als ein Höschen. Und das würdest du ja auch ohne Menstruation machen (oder etwa nicht, du freches Früchtchen, du?). Menstruationsunterwäsche kann die Flüssigkeit von 1-4 Tampons aufnehmen. Ihr Futter besteht aus mehreren Schichten, die entweder das Blut aufsaugen oder die das Höschen vorm Auslaufen schützen. Mittlerweile gibt es auch Varianten in verschiedensten Farben, sportlich oder mit Spitze, kaum zu unterscheiden von normalen Slips. Nur auf Bio-Rohstoffe solltest du wieder achten.

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Menstruationsschwamm - “Der Natürliche”

Bei Menstruaitonsschwämmen handelt es sich um echte Naturschwämme (Achtung: Das ist kein veganes Menstruationsprodukt, sondern ein tierischer Organismus), die einfach in die Vagina eingelegt werden und sich dort mit dem Blut vollsaugen. Die Tragedauer ist abhängig von der Blutungsstärke. Ist der Schwamm voll, wird er mit den Fingern herausgezogen, ausgewaschen, ausgewrungen und kann dann wieder eingesetzt werden.

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Softtampons - “Die Verruchten”

Softtampons sind vielen unbekannt, aber z.B. in der Erotik-Branche schon lange üblich. Denn da es sich hier auch um kleine, weiche, synthetische Schwämme handelt, die komplett in die Vagina eingeführt werden, kann man sie problemlos beim Geschlechtsverkehr tragen, ohne dass das Blut spritzt (kommt natürlich auf das Genre an, ob das gewünscht ist…). Der Softtampon wird in die Vagina eingeführt und vor dem Muttermund platziert. Hier saugt er das Blut auf. Zum Entfernen greift man ihn mit den Fingern und zieht ihn heraus, ein Rückholbändchen gibt es nicht. Wie oft der Softtampon gewechselt werden muss, hängt von der Blutungsstärke ab.

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Free Bleeding - “Der Endgegner?”

Frei bluten. Einfach laufen lassen? Neee, viel besser: Das Menstruationsblut wird von der Gebärmutter in Schüben ausgestoßen. Diese Schübe kann man mit etwas Beobachtung des eigenen Körpers und seiner Signale vorab spüren, sich dann auf eine Toilette begeben und das Blut frei entlassen. Zu Beginn der Menstruation gibt es häufigere Schübe, zwischen denen unterschiedlich viel Zeit vergehen kann, zum Ende der Periode werden die Abstände immer größer. Umso länger man Free Bleeding betreibt, desto achtsamer wird man für den eigenen Rhythmus, der sehr individuell ist. Free Bleeding braucht natürlich viel Engagement. Aber einen Versuch ist es eigentlich mal wert, oder? Zur Sicherheit vielleicht in Kombi mit einer Stoffbinde?

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Wie du siehst, gibt es mittlerweile sehr viele, sehr gute Periodenprodukte zwischen denen du wählen  kannst. Und am Ende musst du dich ja auch nicht für eine Variante entscheiden. Oftmals ist eine Kombination verschiedener Produkte sinnvoll für Geldbeutel, Umwelt und dein Sicherheitsgefühl. Wichtig ist nur, dass wir das nicht mehr heimlich machen, sondern im Austausch vor allem mit der Industrie bleiben, damit auch wirklich alle Bedürfnisse von menstruierenden Menschen berücksichtigt werden können

 

 

Quellen:
https://erdbeerwoche.com/meine-umwelt/inhaltsstoffe/ 
https://erdbeerwoche.com/meine-umwelt/tamponsteuer/
https://pinkstinks.de/was-ist-free-bleeding/ 
https://de.lunette.com/blogs/news/geschichte-der-menstruation